Datum:
15. März | 09:30 Uhr
Location:
Casamax Theater
- theater
Ein (Klassenzimmer-) Solo für heimatverbundene Menschen
Azmi ist angekommen. Das hatte er zumindest gehofft, nach einer langen einsamen Flucht, die ihn nicht nur über Landesgrenzen, sondern immer wieder auch weit über seine eigenen Grenzen hinaus getrieben hat. Jetzt ist er in Sicherheit. Das hatte er über dieses Land gehört, und das steht auf einem Stück Papier. Sicherheit, das ist das, was er verloren hat. Neben seinem Vater, seiner Mutter, seinen beiden Brüdern, seinem Haus, seinem Hund, seinem Lieblings-T-Shirt, vor allem aber: Seiner Zukunft. Seiner Vergangenheit. Und irgendwie auch seinem Jetzt. Hier aber, in diesem Land: Da ist die Sicherheit zuhause.
Doch in Azmis Klasse ist Enno. Und Enno beschützt seine Heimat vor solchen wie Azmi, die gekommen sind, um zu nehmen, was ihnen nicht gehört. Enno beschützt seine Heimat vor dem Fremden. Azmi würde sich dagegen wehren, wäre er nur nicht so müde. Er musste seine Heimat wegen dem Vertrauten verlassen. Aber Enno kann er das nicht erklären…
Trailer zu Heimat A.T.
Konzept/Text/Regie: Ragna Kirck
Spiel: Franziska Schmid
Ausstattung: Ragna Kirck
Dramaturgie: Karoline Bendig
Musik: Klaus Jacobs
Technik: Klaus Jacobs
Produktionsleitung: Hille Marks, Ragna Kirck
Theaterpädagogik: Maren-Irina Lutz
Graphik/Layout: Sabina Kukuk
Fotos: Monika Nonnenmacher
DVD: Roman Holtwick
“Mit „Heimat A.T.“ greift das Casamax-Theater die Tragödie von Millionen Flüchtlingsschicksalen auf und offenbart Ängste sowie Hoffnungen aus verschiedensten Perspektiven. Mit einer unkonventionellen Bühnengestaltung werden die Zuschauer unmittelbar in die Geschichte um den jungen Flüchtling Azmi einbezogen, der in seiner von Krieg gezeichneten Heimat alles verloren hat: seine Vergangenheit und auch ein Stück seiner Zukunft. Endlich in Sicherheit, findet sich der Teenager in einem Land wieder, in dem nicht nur die Kultur befremdlich ist, sondern scheinbar auch die Herzen der Menschen in einem anderen Takt schlagen. Obgleich sich Azmi bemüht, Sprache und Gebräuche der Einwohner zu lernen, stößt er bei vielen Bürgern auf Misstrauen. Mehr denn positive Bekundungen, brennen sich Begrifflichkeiten wie „Volksfeind“, „Schmarotzer“ oder „Ausländerschwein“ in den Sprachschatz des Schülers. In seiner Klasse wird er aufgrund seiner Herkunft gemobbt, von den teils überforderten und teils altklugen Lehrern jedoch nicht ausreichend geschützt. Auch der ehrenamtliche, lässige Basketball-Trainer ist keine Hilfe, setzt dieser doch darauf, dass seine „Crunchies“ ihre Differenzen untereinander klären.
Autorin und Regisseurin Ragna Kirck beleuchtet in der sensiblen Inszenierung ausführlich Azmis Gegenspieler. Alles andere als ein fanatischer Nationalist oder notorischer Schläger, zeigt sich Mitschüler Enno als unschuldige Frohnatur, die mit naivem Stolz auf Errungenschaften seines Vaterlandes, wie etwa Bildung, ärztliche Versorgung, Wirtschaftskraft und Kultur blickt. Doch Enno fehlt Empathie und Erfahrung, um die Traumata eines Geflüchteten zu verstehen. Mitleid – ja, in Grenzen, aber nicht zu lange, damit Raum und Wohlstand im Staate nicht schrumpfen. Gekleidet im Gewand des patriotischen, strebsamen jungen Bürgers, verkörpert der Jugendliche einen Teil der Bewegung, die Flüchtlinge als nicht integrierbare gesellschaftliche Fremdkörper und potenzielle Straftäter auffasst.
Franziska Schmids glaubwürdige darstellerische Leistung entlarvt den subtilen Charakter jener verbalen Brandstifter, die sich nicht als rechtsgesinnt bezeichnen, der Nazi-Szene jedoch eine Masse beschert, die im Zuge radikalisierter Großkundgebungen gegen eine „Islamisierung Deutschlands“ bereitwillig mitmarschiert oder betreten wegschaut, wenn Menschen anderer Hautfarbe von adrenalinbeladenen Mobs durch die Straßen der Städte dieser Republik gejagt werden. In einer Soloperformance fühlt sich die Schauspielerin in sämtliche Figuren des Stücks hinein und verleiht ihnen im wahrsten Sinne des Wortes „Menschlichkeit“, denn das verbindende Glied zwischen dem Fluchtkind Azmi, den unaufgeklärten und daher verunsicherten Mitschülern sowie überforderten Pädagogen, ist die universale Furcht vor dem Unbekannten, die trennt, anstatt zusammenzuführen. Dies mit der notwendigen Mischung aus Verzweiflung, Sehnsucht, Hoffnung über die Gegenwart hinaus wie eine in Granit gemeißelte Botschaft in die Zukunft zu wuchten und dem Publikum durch elementarste Fragen die Teilhabe an Lösungen anzutragen, formuliert eine humane Antwort auf das Drängen der Gewissenlosigkeit.”
In Sülz, Oktober 2018
“Vielen Dank für das tolle Stück und die grandiose Darstellung.“
„Tolle Performance!“
„Sehr berührend, sehr bewegend.“
„Thema supertoll rübergebracht, viele Denkanstöße, danke!“
„Gut gespielte Rollen und lustige Dinge.“
„Vielen Dank für die vielen Ideen, Gedanken, Anregungen!”