(Foto: Unsplash / Wesley Pribadi)
  • Datum:

    21. Apr. | 14 Uhr

  • Location:

    Casamax Theater

  • theater

Ein szenisches Einzelspiel für all jene, die ihre Heimat lieben

Azmi hat es geschaftt. Zumindest hatte er das erwartet, nach seiner langen einsamen Flucht, die ihn nicht nur über nationale Grenzen, sondern auch immer wieder weit über seine eigenen persönlichen Grenzen gebracht hat. Nun ist er in Sicherheit. Das hatte er über sein neues Zuhause vernommen und steht auch auf einem Dokument geschrieben. Sicherheit - das ist, was er verloren hat. Seinen Vater, seine Mutter, seine beiden Brüder, sein Zuhause, seinen Hund, sein Lieblings-T-Shirt, und vor allem: seine Zukunft. Seine Vergangenheit. Und in gewissem Sinn auch seine Gegenwart. Doch hier, in diesem Land, da ist er sicher.

Aber in Azmis Klasse gibt es Enno. Und Enno verteidigt seine Heimat vor solchen wie Azmi, die gekommen sind, um zu beanspruchen, was ihnen nicht gehört. Enno schützt seine Heimat vor dem Fremden. Azmi würde sich verteidigen, wäre nur nicht so erschöpft. Er musste seine Heimat verlassen, gerade weil er sie so gut kannte. Aber das kann er Enno nicht erklären...

Trailer für Heimat A.T.

Konzept/Text/Regie: Ragna Kirck

Darstellerin: Franziska Schmid

Ausstattung: Ragna Kirck

Dramaturgie: Karoline Bendig

Musik: Klaus Jacobs

Technik: Klaus Jacobs

Produktionsleitung: Hille Marks, Ragna Kirck

Theaterpädagogik: Maren-Irina Lutz

Grafik/Layout: Sabina Kukuk

Fotografie: Monika Nonnenmacher

DVD: Roman Holtwick

Das Casamax-Theater behandelt mit „Heimat A.T.“ die Tragik von Millionen Flüchtlingsschicksalen und zeigt Ängste und Hoffnungen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln. Durch ein kreatives Bühnenbild wird das Publikum unmittelbar in die Geschichte des jungen Flüchtlings Azmi involviert, der in seiner vom Krieg gezeichneten Heimat alles verloren hat: seine Vergangenheit und auch Teile seiner Zukunft. Endlich in Sicherheit angelangt, findet sich der Teenager in einem Land wieder, das ihm kulturell fremd ist und in dem die Herzen scheinbar nach einem anderen Rhythmus schlagen. Obwohl Azmi sich bemüht, die Sprache und Gebräuche des Landes zu lernen, wird er von vielen Bürgern misstrauisch beäugt. Worte wie "Volksfeind", "Parasit" und "Ausländersau" prägen mehr seinen Wortschatz, als positive Aussagen. In seiner Klasse wird er aufgrund seiner Herkunft gemobbt, während die teilweise überforderten und teils selbstgerechten Lehrer ihn nicht ausreichend schützen. Auch der lässige Basketballtrainer ist keine Hilfe, der darauf setzt, dass seine "Knusperkekse" ihre Differenzen untereinander lösen...

Die sensibel inszenierte Arbeit der Autorin und Regisseurin Ragna Kirck wirft einen ausführlichen Blick auf Azmis Widersacher. Enno, der Mitschüler, alles andere als ein fanatischer Nationalist oder notorischer Prügelknabe, zeigt sich fröhlich und naiv, stolz auf Errungenschaften seines Heimatlandes wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Wirtschaftsstärke und Kultur. Doch Enno mangelt es an Empathie und Erfahrung, um die Traumata eines Geflüchteten wie Azmi zu verstehen. Mitgefühl, bis zu einem gewissen Grad, aber nicht zu lange, damit Wohlstand und Raum im Land nicht schrumpfen. Gekleidet als patriotischer, ehrgeiziger junger Bürger, repräsentiert der Jugendliche jene, die Flüchtlinge als gesellschaftliche Fremdkörper und potenzielle Kriminelle betrachten.

Franziska Schmids überzeugende Schauspielarbeit offenbart den subtilen Charakter jener, die mit ihren Worten geistige Brandstiftung betreiben, sich dabei aber nicht als rechts bezeichnen. Sie versorgen die Neonazi-Szene mit Massen, die bei radikalen Großdemonstrationen gegen eine "Islamisierung Deutschlands" bereitwillig mitmarschieren. Oder sehen weg, wenn Menschen mit anderer Hautfarbe von Adrenalin getriebenen Mobs durch die Straßen unserer Städte gehetzt werden. In einer Soloperformance gibt die Schauspielerin sämtlichen Charakteren des Stückes ein Gesicht und verleiht ihnen im wahrsten Sinne des Wortes "Menschlichkeit". Denn das, was den Flüchtling Azmi, die unsicheren und deshalb verängstigten Mitschüler und überforderten Lehrer verbindet, ist die universelle Angst vor dem Unbekannten. Diese trennt anstatt zu vereinen...

In Sülz, Oktober 2018

„Vielen Dank für das tolle Stück und die grandiose Darstellung.“

„Fantastische Leistung.“

„Sehr berührt, sehr bewegend.“

„Das Thema wurde hervorragend vermittelt, viele Denkanstöße, danke!“

„Gut gespielte Rollen und lustige Momente.“

„Vielen Dank für die vielen Anregungen und Denkanstöße!“