Harley Dome Cologne an den Poller Wiesen (Foto: IMAGO / Future Image)

Der Mord an einem ehemaligen Hells-Angels-Mitglied in Mülheim lenkte den Blick einmal mehr auf die vielschichtige Szene. Mit weiteren Gewalttaten rechnet die Polizei derzeit aber nicht.  

Im Überblick:  

  • Nach dem Mord an einem ehemaligen Hells-Angels-Mitglied Ende Mai fahndet die Polizei inzwischen weltweit nach den mutmaßlichen Tätern. 
  • Derweil stellt sich die Frage, ob der Mord am helllichten Tag nur der Auftakt zu einem bevorstehenden Konflikt innerhalb der Rockerszene ist. 
  • Der Polizei zufolge sind in Köln fünf Rockerklubs aktiv, darunter drei Charters der berüchtigten Hells Angels. 

 



Mehr Migranten nach Generationswechsel

Mitglieder mit Migrationshintergrund waren in Rockerklubs bis um die Jahrtausendwende so gut wie nie anzufinden. Das änderte sich vor gut zehn Jahren, als eine neue Generation damit begann, sich der alten Garde zu entledigen.  

  • "Wir haben es heute mit einem höheren Migrantenanteil zu tun, meist junge Männer zwischen Ende 20 und Ende 30. Das Motorrad steht für sie nicht mehr im Mittelpunkt", sagte Kriminaldirektor Dirk Schuster gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger

 Dem Rockernachwuchs gehe es in erster Linie um “den äußeren Schein, den Zusammenhalt, die Hierarchien”, will Schuster die Erfahrung gemacht haben. Bei Treffen fährt man heute schon mal im Auto vor.  

In der Szene herrscht Ruhe – eigentlich

Obwohl in Köln gleich fünf Rockerklubs zu Hause sind – Brothers, Gremium, Red Riders, Iron Bulls und Hells Angels – herrscht in der Szene seit Jahren eine gewisse Ruhe. Das ist nicht zuletzt auf ein Neugründungsverbot für die 2019 aufgelösten Bandidos zurückzuführen. Schuster zufolge gibt es weniger Konflikte zwischen den Rockerklubs als vielmehr innerhalb der einzelnen Gangs.  

  • Im Herbst 2021 gipfelte eine mutmaßliche Auseinandersetzung innerhalb des Hells-Angels-Chartes Honorfield in Schüssen auf ein 31-jähriges Ex-Mitglied. 

 Im Zuge des Generationswechsels will Schuster zudem eine erhöhte Gewaltbereitschaft beim Nachwuchs ausgemacht haben.  

  • “Früher hat man sich mit Fäusten und Baseballschlägern auseinandergesetzt, und heute wird auf der Straße geschossen.” 

 Keine Veränderung bei den Geschäftsfeldern

Die nachrückende Generation ist den traditionellen Einnahmequellen treu geblieben. Geld beschafften sich die Rocker weiterhin mit Drogenhandel, Prostitution und der Einlasskontrolle in Diskotheken, so Kriminaldirektor Schuster. Aber auch anderen illegalen Geschäften seien die Rocker gegenüber durchaus aufgeschlossen:  

  • "Wenn irgendwo Geld zu verdienen ist, und sei es mit Betrugsstraftaten im Zusammenhang mit Corona, dann wird das gerne mitgenommen."

 Mühlheimer Mord wohl Einzelfall  

Zurück zum Mülheimer Mordfall. Gegenwärtig, so Schuster, gebe es keine Anzeichen dafür, dass dieser den Auftakt zu einem Bandenkrieg oder ähnlichen Gewalttaten darstelle. Vielmehr gingen die Ermittler davon aus, dass es sich um einen einmaligen Vorgang handele. Über das tatsächliche Tatmotiv wisse man aber noch zu wenig, gab Schuster zu. Möglicherweise sei es um Geldschulden gegangen. 



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