Wer träumt in Köln nicht von seinen eigenen vier Wänden? Doch die Zeiten sind nicht nur unsicherer, sondern auch teurer geworden. Vier Experten, darunter zwei aus Köln, geben Auskunft darüber, wie es auf dem Immobilienmarkt in diesem Jahr weitergehen könnte.
Im Überblick:
- Vier Experten aus der Immobilienbranche geben ihre persönliche Einschätzung über die weitere Entwicklung auf dem Markt ab.
- Deren Tenor: Gestiegene Finanzierungszinsen, hohe Materialpreise und der Mangel an Fachkräften rücken für immer mehr Menschen den Traum vom eigenen Haus in weite Ferne.
- Insbesondere in Ballungsgebieten mit hoher Nachfrage wie Köln ist mit sinkenden Wohnungspreisen kurzfristig nicht zu rechnen.
Diese Ansichten vertreten die Experten:
Petra Zirwes-Bongardt, Maklerin aus Köln:
- Die Nachfrage nach Wohneigentum ist trotz hoher Zinsen und Inflation nach wie vor hoch, besonders nach freistehenden Einfamilienhäusern.
- In vielen Teilen des Kölner Umlands hat sich der Grundstückspreis in den letzten fünf Jahren verdoppelt, was den Erwerb eigener vier Wände zusätzlich erschwert.
- Sanierungsbedürftige Objekte sind gegenwärtig weniger gefragt, insbesondere aufgrund gestiegener Baustoffpreise und dem Mangel an Handwerkern.
Stefan Mitropoulos, Konjunktur- und Marktanalyse bei der Landesbank Hessen:
- In Großstädten wie Berlin, München, Hamburg oder Köln fehlt nach wie vor Wohnraum, mit der Folge, dass die Preise weiter steigen.
- Allerdings werden die Preise 2023 im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren weniger anziehen – zwischen vier und fünf Prozent.
- Eine Überbewertung der Immobilien ist in Deutschland derzeit nicht zu beobachten, was an der recht konservativen Kreditvergabe liegt.
- Häuslebauer*innen müssen mehr Eigenkapital denn je aufbringen oder ihren Traum vom Wohneigentum im Umland verwirklichen.
Behnam Afshar, Baumanager bei Cube Real Estate:
- Nicht nur qualifiziertes Personal ist knapp, auch viele Baustoffe sind seit Ausbruch von Coronapandemie und Ukrainekrieg nur schwer erhältlich.
- Steigende Öl- und Gaspreise in Kombination mit hohen Finanzierungszinsen schrecken Investor*innen zunehmend ab. Es wird teurer werden, neue Häuser zu bauen.
- Die Politik sollte den Bauprozess entbürokratisieren und damit Kosten senken.
Michael Voigtländer, Institut der deutschen Wirtschaft in Köln:
- Die Nachfrage nach Kaufobjekten ist weiterhin hoch, viele Interessent*innen sind aber aufgrund von Reallohnverlusten und Zinsanstiegen nicht mehr zahlungsfähig.
- Menschen mit mittlerem Einkommen und geringem Eigenkapital sind die Verlierer der Zinswende.
- Seitens der Politik bedarf es zusätzlicher Finanzierungsmöglichkeiten und Kredite für Kaufinteressierte ohne dicke Kapitaldecke.
Die Hintergründe:
- Das Volumen privater Immobilienkredite ist in den zurückliegenden Monaten im Jahresvergleich stark eingebrochen.
- Im November wurden neue Finanzierungskredite in Höhe von insgesamt 13,6 Milliarden Euro abgeschlossen, ein Wert, der 39 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegt, ermittelte die Analysefirma Barkow Consulting.
- Die hohe Inflation und Unsicherheit auf den Märkten veranlassten die EZB, den Leitzins innerhalb weniger Monate von 0 auf 2,5 Prozent anzuheben.
- Bundesweit haben sich die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen zwischen 2010 und 2021 nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts um rund 84 Prozent verteuert.
- In Köln stiegen die Preise für Neubauten im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent auf durchschnittlich 5800 Euro pro Quadratmeter. Für Bestandswohnungen mussten im Schnitt 4200 Euro hingelegt werden, was einem Plus von knapp sieben Prozent entspricht.
Über das Thema berichtet die Wochenzeitung Die Zeit (für Abonnenten).
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