Die Kölner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Kardinal Rainer Maria Woelki aufgenommen. Untersucht wird der Vorwurf der falschen eidesstattlichen Versicherung. Stein des Anstoßes war ein Interview. Zu den Hintergründen des Skandals.

Im Überblick:

  • Schon lange befindet sich Kardinal Woelki wegen des Missbrauchsskandals im Kölner Erzbistums unter Beschuss. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.
  • Zur Aufnahme der Ermittlungen geführt hatte das Interview einer ehemaligen Mitarbeiterin des Erzbistums mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Details:

  • Woelki hatte im Juni in einem presserechtlichen Verfahren ausgesagt, im Juni erstmals mit Missbrauchsvorwürfen zu dem im Jahr 2019 verstorbenen ehemaligen Sternsinger-Chef Winfried Pilz konfrontiert worden zu sein.
  • Eine ehemalige Mitarbeiterin des Erzbistums hatte sich kürzlich im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" zu Wort gemeldet und den Kardinal der Lüge bezichtigt.
  • Sie war als Assistentin des Personalchefs tätig gewesen und hatte nach eigener Aussage bereits 2015 eine Liste mit den Namen von Missbrauchstätern für den Kardinal erstellt – unter anderem habe der Name von Pilz darauf gestanden.
  • Ihre Aussage führt nun dazu, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal einleitet. Vorgeworfen wird ihm falsche eidesstattliche Versicherung.
  • Noch im September hatte sich die Staatsanwaltschaft trotz mehrerer Strafanzeigen gegen den Kardinal dazu entschieden, keine Ermittlungen einzuleiten. Begründet hatte sie dies mit einem fehlenden hinreichenden Tatverdacht.

Hintergrund:

  • Schon lange wird dem Kölner Kardinal vorgeworfen, die Aufarbeitung des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen im Kölner Erzbistum durch kirchliche Würdenträger zu verschleppen.
  • Unter anderem hatte er 2020 ein Gutachten zur Aufarbeitung zurückgehalten und stattdessen ein weiteres in Auftrag gegeben, welches er anschließend veröffentlichte.
  • In der Wahrnehmung der Kölner und der kirchlichen Öffentlichkeit gerät der Kardinal zunehmend unter Beschuss, während fortwährend neue Vorwürfe laut werden, er habe von den Missbrauchsfällen gewusst.
  • Während einer Predigt des Kardinals im Oktober in Rom hatten etwa 100 bis 150 Kölner Messdiener*innen ihm den Rücken zugekehrt.
  • Auch das Festkomitee des Kölner Karneval lud den Kardinal in diesem Jahr nicht zur feierlichen Dreigestirnsproklamation ein oder jedweden anderen Karnevalsterminen ein und setzte damit ein deutliches Zeichen.
  • Der Ansturm auf die Kirchenaustritte in Köln ist ebenfalls riesig – kaum schaltet das Amtsgericht neue Termine frei, sind sie auch schon wieder vergeben.
  • Dem Papst hatte Woelki im Juni auf Nachdruck seinen Rücktritt angeboten, der Pontifex aber lehnte diesen vorerst ab.

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