Seit dem 14. Oktober darf der Muezzin an der Zentralmoschee in Ehrenfeld zum Gebet rufen. Wie empfanden die Kölner*innen den ersten Ruf?

Im Überblick:

  • Zum zweiten Mal erklingt heute der Ruf zum Gebet aus der DITIB-Moschee in Köln. Viele Interessenten lockte der anstehende Muezzin-Ruf an.
  • Wir waren vor Ort und haben die Kölner*innen dazu befragt.

Tobias

Seit zwei Jahren wohnt der 45-Jährige in Ehrenfeld.

  • "Ich denke man sollte weder Muezzin noch Glocken läuten. Religion ist Privatsache."
  • "Es stört mich jetzt nicht, wenn es stattfindet. Muss wegen mir aber alles nicht sein."

Die Moschee wollte er eigentlich schon immer mal besuchen, aber Corona ließ es bisher nicht zu.

  • Ob nun ein weiteres Geräusch zu dem Lärm der Ehrenfelder Straßen hinzukommt, mache keinen Unterschied, so Tobias.

19-Jährige deutsche Frau mit türkischen Wurzeln

"Ich bin in Ehrenfeld geboren und aufgewachsen", sagte die junge Frau uns beim Vorbeilaufen.

  • "Ich habe nur mitbekommen, dass es so leise war, dass man es von draußen gar nicht gehört hat."

Sie selbst habe von Familien und Freunden gehört, dass der Muezzin-Ruf nun hier in Ehrenfeld erklingt.

  • "Mich persönlich hat es gefreut, dass es passieren wird. War aber dann doch nicht so wie gedacht. Man hätte es lauter erwartet."

Für die türkisch-stämmige Frau war es jedoch ein positives Erlebnis.

  • "Wir hören das nur, wenn wir in der Türkei sind und es ist mal etwas Anderes, es auch hier mitzubekommen. Es ist einfach ein schönes Gefühl."

Mehmet

Schon seit Kindesalter wohnt der 29-Jährige Mehmet in Ehrenfeld.

  • "Schön anzusehen" war der Muezzin-Ruf für ihn persönlich: "Ich kenn das aus der Türkei."
  • Im Hinblick auf die Protestaktion sagt er uns: "Diese Demonstranten hier wollen das nicht. Ich respektiere das, auch wenn ich aus einem muslimischen Haushalt komme."
  • "Man muss sich die Frage stellen, warum wollen die das nicht und wovor haben die Leute Angst."

Für ihn sei es wichtig, nicht vergleichbare Szenarien zu vermischen.

  • "Die Leute hier vergleichen Deutschland mit dem Iran. Ich finde, das ist vollkommener Unfug. Wir sind hier in der Bundesrepublik. Das ist unfair gegenüber unseren Mitbürgern und auch gegenüber unseren muslimischen Mitbürgern."
  • "Am Ende sollte die Mehrheit der Gemeinde darüber entscheiden. Nicht die Stadt Köln allein."

Debby

Zuletzt konnten wir noch Debby (27) erwischen. Sie arbeitet in Ehrenfeld und kam zufällig an der Moschee vorbei.

  • Für sie persönlich hat der muslimische Ruf zum Gebet keine Bedeutung. Aber Debby sieht den Wirbel um die Aktion sehr kritisch.
  • "Ich habe das Thema mitbekommen, aber glaube, wir haben gerade wichtigere Probleme als einen Ruf, der fünf Minuten am Tag geht."
  • "Ich glaube, jeder kann es ertragen, fünf Minuten am Tag mal etwas Anderes zu hören außer den Verkehrslärm."

Fazit:

Der Muezzin-Ruf scheint den Passant*innen nach deutlich lauter durch das Internet zu hallen als durch die Straßen Kölns.

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