Nach einem Vierteljahrhundert im Dienste des VW-Konzerns übernahm Martin Sander (56) im Juni 2022 den Chefposten von Ford Deutschland. Wie es in Zeiten von Stellenabbau und Elektrifizierung weitergehen soll.
Im Überblick:
- Bei der Neuausrichtung des Konzerns sei Europa gegenüber der Konzernheimat USA "sehr autark".
- Der traditionelle Autohersteller will sich mit Blick auf die Zukunft stärker auf seine Geschichte besinnen.
- Sander kündigt das Ende langjähriger Modelle und eine reduzierte Produktpalette an.
Europa kein Anhängsel der USA
Der US-Autobauer Ford investiert zwei Milliarden Euro, um in Köln ein komplett neues Werk für E-Mobilität zu bauen. Auf der anderen Seite werden Tausende von Mitarbeitern demnächst ihren Job verlieren. Ein Widerspruch? Für den Ford-Chef nicht. “Die gesamte Branche befindet sich im größten Wandel seit ihren Anfängen.” Sander hebt im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger eine weitgehende Unabhängigkeit Europas vom Mutterkonzern in den USA bei der Neuausrichtung des Konzerns hervor.
"Wir sind sehr autark, um unsere Meinung zu äußern. Denn wir kennen den europäischen Markt. Aber es muss in die Strategie weltweit passen."
Mit "Back to the roots" in die Zukunft
Im harten Wettbewerb um Kunden will sich der US-Autohersteller verstärkt bei seiner eigenen Vergangenheit bedienen. Denn, wer auch künftig erfolgreich sein möchte, glaubt der Topmanager, "muss sich abgrenzen und klar positionieren". Und dafür brauche es neben guten Produkten auch eine Geschichte. “Henry Ford hat die Branche revolutioniert, als er das Fließband erfunden hat und das Auto für die breite Masse erschwinglich gemacht hat.”
Für eine Reihe seiner E-Modelle setzt Ford daher auf historische Namen wie "Mustang", "Explorer” oder “Lightning".
Kleinwagenmodelle laufen ersatzlos aus
Mit den Modellen Fiesta und Focus stehen zwei Auslaufmodelle bereits fest, weitere könnten folgen. Im Interview macht Sander keinen Hehl daraus, dass Ford in Zukunft erst mal auf die Produktion von Kleinwagen verzichten möchte. Stattdessen setze der Konzern auf Bereiche, die "wachsen und zur Marke passen", also SUVs, Pick-ups und leichte Nutzfahrzeuge. Man werde daher künftig ganz bewusst nicht mehr für jedes Segment ein Angebot haben, so Sanders.
"Am Ende des Tages müssen wir profitabel sein. Es gibt eine klare Agenda: Ford für die Zukunft neu erfinden."
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