Die Letzte Generation im Kölner Museum Ludwig. Aber nicht als Störfaktor, sondern in einer gemeinsamen Aktion! Das angesehene Kunsthaus solidarisiert sich mit der arg kritisierten Klimabewegung und setzt damit ein wichtiges Zeichen.
Im Überblick:
- Die "Letzte Generation" kämpft mit umstrittenen Mitteln für eine Klimapolitik, die ihren Namen verdient.
- Politik und Medien kritisieren die Aktivisten für ihre Protestformen.
- Am Internationalen Museumstag zeigt sich unter anderem das Museum Ludwig solidarisch.
Was sind die richtigen Mittel im Kampf gegen die Klimakatastrophe? Mit ihren Straßenblockaden sorgen die "Klimakleber" der Letzten Generation für teils hitzige Diskussionen, auch die Attacken auf Kunstwerke – oder vielmehr auf die Scheiben vor den Kunstwerken in den Museen sorgten nicht nur für Applaus.
Letzte Generation im Museum Ludwig
Umso bemerkenswerter war nun der vergangene Sonntag. Denn da waren Vertreter der Letzten Generation wieder in vielen Museen – unter anderem im angesehenen Museum Ludwig im Schatten des Kölner Doms. Ganz ohne Kleber und Kartoffelbrei: In einer gemeinsamen Aktion mit dem Ausstellungshaus luden sie die Museumsbesucher bei einer Dauerlesung und einem Kinderstand zum Nachfragen und Mitlesen auf.
"Das Ganze war eine Idee von Museums for future und ICOM Young Professionals, die die Museen und uns an einen Tisch gebracht haben", sagt Britany Winners, die in Köln für LG spricht. "Es war eine tolle Aktion, die Menschen haben zugehört, haben nachgefragt, sind aufmerksam geworden".
Unter den vorgelesenen Texten war etwa die Rede von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der die Menschheit auf dem "Highway zur Hölle" mit dem "Fuß auf dem Gaspedal" sieht. Oder eine gemeinsame Erklärung des A22 Netzwerks von globalen Klimaschutzbewegungen wie LG oder "Just Stop Oil!".
Olaf Scholz nennt Klimaaktivisten völlig bekloppt
Insgesamt acht Museen in ganz Deutschland, darunter auch die Hamburger Kunsthalle, das GRASSI Museum für Völkerkunde in Leipzig oder das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen, hatten keine Berührungsängste – und das, obwohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Aktivisten kürzlich als "völlig bekloppt" bezeichnete – dabei bremst er gemeinsam mit der FDP wirksame Klimaschutzmaßnahmen immer wieder aus.
Dass sie mit ihrem Kampf gegen den Klimawandel im Recht sind, das dürfte ohnehin kaum jemand bestreiten. Auch wenn jemand wie der 10-jährige Mats sagt: "Sie haben ja Recht, aber es bringt nichts, wenn die Leute sauer auf sie sind.“ Vielleicht auch deshalb war die Museums-Aktion eine wichtige Neuerung. "Wir brauchen zusätzliche Akzeptanz in der Bevölkerung", weiß Britany Winners, dass das fossile Kapital ein mächtiger Gegner mit riesiger Medienmacht ist. "Aber wir haben es zumindest geschafft, dass das Thema durchgehend in der Öffentlichkeit ist."
Sie bleiben bei ihren Forderungen wie etwa einem Gesellschaftsrat, der Vorschläge für eine Klimaschutzpolitik erarbeiten soll, die diesen Namen verdient. Als diese Forderung vor einigen Monaten aufkam, wurde sie von den meisten Regierungsvertretern als vollkommen weltfremd abgetan. Wenige Wochen später aber rief die Bundesregierung genau so einen Bürgerrat für Ernährung zusammen. "Warum sollte das dann nicht für das Klima gehen?", fragt Winners zu Recht.
Deshalb wird die Letzte Generation weitermachen und aufrütteln. Damit wir den Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel endlich ernsthaft aufnehmen. Mit Kunst und guten Argumenten. Aber manchmal eben auch mit Kleber und Kartoffelbrei.
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