Hans-Jürgen Greve ist der kreative Kopf hinter den BOKX-Bücherschränken, die das Kölner Stadtbild bereichern. In seiner Werkstatt in der Wachsfabrik entstehen die charakteristischen Bücherschränke, die mittlerweile in fast jedem Veedel zu finden sind. Wir haben mit dem
Bücherschrank-Designer gesprochen und ihn zu seiner Arbeit, Inspiration und Vision befragt.

Im Überblick:

  • Greve, Dipl.-Ing. im Bereich Architektur, ist Vorstand der Kölner „Urbanlife eG“ – sie folgt dem zentralen Gedanken: Jeder kann Kultur. Im Sinne von Joseph Beuys sollen Menschen, Kunst und Kultur auf die Straße gebracht werden.
  • Im Jahr 2019 hat der 58-Jährige die „Stiftung Neuer Raum“ gegründet mit dem Ziel, ein Netzwerk zur kulturellen Teilhabe zu schaffen, wofür er das Projekt „Offene Bücherschränke“ einsetzt.
  • Für 2023 ist der 1000ste Bücherschrank beauftragt – geplant ist, diesen im Sommer aufzustellen und einzuweihen.

1. Wem gehören die Schränke eigentlich und wer kümmert sich darum?

"Die Schränke gehören weder mir noch den Städten. Die Verantwortung wird von den Bürgern und deren gemeinnützigen Organisationen getragen. Die Stiftung und ich pflegen die Kontakte zu den Bücherschrankfreunden – aktive Bürger, die ihre Zeit für die Pflege der Schränke der Allgemeinheit schenken. Zusammen mit dem Freundeskreis der Bücherschränke entwickeln wir diese neuen Orte und schaffen Bewusstsein dafür, dass hier ein Juwel schlummert."

2. Es geht Euch um eine neue Kultur im öffentlichen Raum… macht Köln da zu wenig?

"Unsere Vision ist eine Bewegung, die von den einzelnen Menschen getragen wird und die mit unserer Veranstaltungsreihe „Köln liest“ auch schon seit zwei Jahren in unserer Stadt praktiziert wird. Köln macht viel, klar, aber unsere Kultur ist etwas ganz Anderes. Wir möchten, dass einzelne Menschen mehr gesehen werden und eine Bühne für ihre Sprache bekommen. Wir verstehen diese Art der Kultur als Teilhabe und nicht als Konsumangebot. Es ist eher eine kulturelle Revolution, die jetzt entsteht, plus: Wir haben noch etwas sehr Spezielles, was die anderen nicht haben. Wir haben Orte im öffentlichen Raum. Wir haben die Bücherschränke, die Bücherschrankfreunde und deren Engagement und Kreativität. Eine Bewegung, die von unten getragen wird."

3. Das alles geht von Köln aus – der Stadt, wo Du für immer leben willst?

"Ich bin in einer ländlichen Gegend bei Arnsberg aufgewachsen, wo der Pastor mit uns auf den Tischen getanzt hat. Ich war in sehr vielen Vereinen und liebe verbindliche Gemeinschaften. Und gleichzeitig ist mir die Veränderung, nicht zuletzt bei mir, sehr wichtig. Wenn ich mir aber vorstelle, von Köln weg zu ziehen, möchte ich innerhalb von 30 Minuten wieder hier sein. Weiter kann ich mir nicht vorstellen. Meine Heimat ist, wie bei den meisten Kölner*innen, das Veedel – und in Rodenkirchen-Sürth fühle ich mich gerade sehr wohl."

Credit Martin Szymanski
(Foto: Martin Szymanski)

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