Bei der statistischen Lebenserwartung liegen zwischen dem Kölner Stadtteil Chorweiler und dem benachbarten Fühlingen Welten. Und das ist kein Zufall, wie ein Blick auf die Einkommensverhältnisse zeigt.

Im Überblick:

  • Wer in Köln alt werden möchte, muss entsprechend gut verdienen.
  • Einer Studie zufolge lebt es sich in wohlhabenden Vierteln im Durchschnitt bis zu zehn Jahre länger als in sozial schwachen.
  • Eine gehobene Wohnsituation mit günstigen Umwelt- und Gesundheitsfaktoren verlängere das Leben, so ein Forscher.

Verhältnisse wie im 19. Jahrhundert

Dass es sich mit gut gefülltem Sparbuch besser und zumeist auch länger leben lässt, ist keine Überraschung. “Arme müssen früher sterben. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich daran nichts geändert”, sagt der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge.

  • Trotzdem wollte es der "Kölner Stadt-Anzeiger genau wissen und nahm für eine Studie die Daten des Amts für Stadtentwicklung und Statistik unter die Lupe.
  • Die daraus gewonnene Erkenntnis: “Menschen leben in den Stadtteilen am längsten, wo das meiste Geld verdient wird.”

2700 Euro plus = zehn Jahre längeres Leben

Der Studie zugrunde lagen die durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen in den Kölner Veedeln. Wie weit die Schere innerhalb der Domstadt auseinandergeht, belegte das Rechercheteam unter anderem an den Beispielen Chorweiler und Fühlingen.

  • Mit durchschnittlich 1842 Euro netto im Monat haben die Menschen in Chorweiler eine Lebenserwartung von 76,8 Jahren.
  • Im benachbarten Fühlingen, wo im Durchschnitt monatlich 4586 Euro aufs Konto fließen, sterben die Menschen mit 86,7 Jahren.

Umwelt- und Gesundheitsfaktoren beeinflussen Lebenserwartung

Armutsforscher Butterwegge macht die zehn Jahre Differenz an unterschiedlichen Umwelt- und Gesundheitsfaktoren fest. Fühlingen habe den See und sei von viel Grün umgeben, Chorweiler habe die Hochhäuser.

  • “Während Corona fuhren die Bewohner vom 13. Stock im dichtgedrängten Aufzug, um dann mit Bahnen und Bussen zur Arbeit zu fahren. In Fühlingen saßen die Leute im Grünen und machten Sport”, so Butterwegge gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Kölner Verhältnisse kein Einzelfall

Gänzlich neu seien diese Ergebnisse beileibe nicht, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, gegenüber der Zeitung. Im Gegenteil, aus der Public-Health-Forschung sei das seit langem bekannt.

  • “Einen ähnlichen Effekt gibt es aktuell in Städten wie München, Hamburg und Bremen”, so Henke.
  • Nach Ansicht des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten tragen Menschen, die in Armut leben, höhere Erkrankungsrisiken.

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