In der seit über 200 Jahren bestehenden Karnevalstradition gab es bislang nur zweimal weibliche Jungfrauen im Kölner Dreigestirn. Was die Nationalsozialisten mit dem Bruch der Tradition zu tun haben und wie es heute um die Besetzung der Rolle steht. 

Im Überblick: 

  • Mit der Machtübernahme der Nazis folgte die Besetzung der Jungfrauen-Rolle im Kölner Dreigestirn durch Frauen.  
  • Die Besetzung änderte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erneut. 
  • Heute spielen die Männer wieder die Rolle der Jungfrau. Doch die Frage um die Gender-Debatte bleibt: Können Frauen den Prinzen oder Bauern spielen? 

Die Details: 

Seit der Neuordnung des vaterstädtischen Festes 1823 übernahmen ausschließlich Männer die Führung im Karneval. Sie spielten alle weiblichen Rollen auf der Bühne, darunter auch die der Jungfrau, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet.  

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 änderte sich dies jedoch. Der Grund: Die Nazis befürchteten, dass eine Besetzung weiblicher Rollen durch geschminkte Männer die Homosexualität fördere. Somit mussten Männer in der Besetzung der Jungfrauen-Rolle die Bühne räumen und Frauen durften ab 1936 diese weibliche Rolle spielen.  

  • 1938 gab es die erste weibliche Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Besetzt wurde die Rolle durch die damals 20 Jahre junge Paula Zapf, Mitarbeiterin der Bekleidungsfirma “Bierbaum-Proenen“.  
  • Peter Hubert Schupp, 1938 Prinz im Dreigestirn, passte dies gar nicht. Bis 1930 war er selbst in der Rolle des Tanzmariechens zu sehen. 
  • Else Horion war die Nachfolgerin im Jahr 1939. Sie musste zur Übernahme der Rolle überredet werden. 

Das Ende des 2. Weltkriegs und das Ende des zweigeschlechtlichen Dreigestirns 

Nachdem der Zweite Weltkrieg vorbei war, folgte der Entschluss, dass die Rolle der Jungfrau wieder von einem Mann gespielt werden sollte. Grund dafür sei die von den Nazis beschädigte Tradition, die wieder revidiert werden sollte. 

Noch heute sorgt das Thema für hitzige Diskussionen.   

  • Viele fordern mehr Diversität und Gleichberechtigung im Karneval. Vor allem die Debatte über eine Frau als Prinz oder Bauern ist seit Jahren präsent. 

Auch für den Präsidenten des Festkomitees Kölner Karneval (FK), Christoph Kuckelkorn, steht eine weibliche Besetzung nicht außer Frage: „Eine Frau als Prinz ist möglich, wenn sie von einer unserer Mitgliedsgesellschaften ins Rennen geschickt wird.“ Er betont jedoch auch, dass eine weibliche Jungfrau neben zwei Männern ihn zu sehr an die Nazi-Zeit erinnere und er sich dies daher nicht vorstellen könne. 

Gleich drei Frauen im Dreigestirn? 

Grundsätzlich denkbar: ein komplett weibliches Dreigestirn. Doch der 2016 gemachte Vorschlag, mit einem weiblichen Trifolium unter dem Motto “Mer stelle alles opd’r Kopp“ zu starten, wurde damals abgelehnt, berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger

  • Uschi Brauckmann, Präsidentin der Damen-KG Colombina Colonia macht klar: „Wir stehen in den Startlöchern. Der Kuckelkorn braucht mich nur anzurufen. Wir haben drei Kandidatinnen – und die sind auch verfügbar. Und deren Ehemänner stehen zu 100 Prozent dahinter.“  
  • Auch eine Frau in der Prinzen- oder Bauernrolle wäre ein erster Anfang, so Brauckmann. Generell ausschlaggebend für die Wahl des Dreigestirns: das beste Konzept und die beste Performance.  

Auf eine Änderung der Tradition könne man sich frühestens 2024 freuen. 

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