Leonard Grobien, 1998 in Bonn geboren, studiert seit 2019 Drehbuch an der ifs Internationalen Filmschule Köln. Im Januar 2023 hat er in Köln seinen letzten Film „Mondkind“ gedreht und produziert.
Im Überblick:
- Leonard kam mit dem Gendefekt Glasknochen zur Welt, ist einen Meter groß und sitzt im Rollstuhl.
- Er lernte mit 13 Jahren das Gitarre spielen, fand durch einen Filmkurs in der Schule und Christopher Nolan zum Film. Nach seinem Abi lernte er zudem "das Nichtstun und Klavierspielen“.
- Mit seinen Filmen möchte er die Welt verändern, glaubt fest an den Satz von Charlie Chaplin: “We think too much and feel too little.”
1. Dir ist es wichtig, die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung zu erhöhen. Warum und was geht vor allem in den Medien schief?
“Das ist mir so wichtig, weil Medien – Social Media, Zeitungen, Filme/Serien, Games, Bücher – das Abbild unserer Welt sind, wo wir so gerne hinschauen, wenn wir uns nicht gerade in der realen Welt bewegen. Fiktion oder Dokumentation ist egal. Ganz häufig, auch wenn natürlich nicht immer, ist der Anspruch, die Realität in einer Mindest-Authentizität abzubilden. Dem werden die meisten Werke, ganz sicher auch meine Filme, durch mangelnde Diversität einfach kaum gerecht. Mein Wille ist, eine Form der Welt abzubilden, in der wir leben. Wenn ich sehe, dass eine Gruppe unserer Gesellschaft nicht mit eingeschlossen wird, finde ich das nicht fair, nicht wahr und nicht echt. Das liegt, glaube ich, an mangelnden Berührungspunkten im eigenen Leben und fehlenden Gelegenheiten, Menschen zu begegnen, die nicht wie man selbst sind.“
2. Du hast auch aufgrund Deiner "speziellen Perspektive" einen anderen Blick auf die Welt – was fällt Dir deshalb auf, was andere vielleicht übersehen?
“Natürlich habe ich auch Diskriminierung und vor allem Berührungsängste erlebt. Aber vor allem das Gegenteil, eine besondere Offenheit und eine Einladung zu dem Neuen und Unbekannten inspiriert mich, das auch auf mich und meinen Umgang mit anderen zu übertragen. Die Liebe und Offenherzigkeit überwiegen in meinem Erlebten. Ich stelle mir dann immer vor, wie würde ich in der Position meines Gegenübers mit so neuen Berührungen und Begegnungen umgehen. Wenn alle Menschen zumindest die Haltung, ich liebe alle Menschen, bis ich sie kenne, hätten, wäre die Welt doch ein besserer Ort, oder?“
3. Du liebst Köln, weil ...
“…Köln eine der offenherzigsten und vielseitigsten deutschen Städte ist. Hier habe ich das Gefühl, jeder wird viel eher darin bekräftigt, auf seine ganz eigene Art etwas zu schaffen, als aufgehalten.“
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