Meistens sind jüdische Schüler*innen verbaler Gewalt von Mitschüler*innen ausgesetzt, aber dabei bleibt es nicht immer. Die Zahl der bekannt gewordenen Vorfälle hat sich seit 2021 verdoppelt.
Im Überblick:
- Seit dem Hamas-Überfall auf Israel im vergangenen Oktober hat die Zahl antisemitischer Vorfälle an Kölner Schulen deutlich zugenommen.
- Jüdische Schüler*innen sind Expert*innen zufolge insbesondere mit verbaler Gewalt konfrontiert.
- Mit Schulungen und Webinars wollen Politik und private Vereine verstärkt gegen den Judenhass vorgehen.
Jüdische Schüler*innen verbaler Gewalt ausgesetzt
Nach dem blutigen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist das Klima für jüdische Schüler*innen in NRW rauer geworden. Zu diesem Schluss kommen etwa die nordrhein-westfälische Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) und das NS-Dokumentationszentrum.
- Ein Oberstufenschüler sei in der Schule tätlich angegriffen und mit erheblichen Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden.
- In den Toiletten eines Gymnasiums seien Israel-Aufkleber mit abgebildeten Kothaufen angebracht worden.
- Mit 15 Vorfällen in Bildungseinrichtungen habe sich die Zahl gegenüber 2021 verdoppelt.
Jüdische Schüler*innen, so die RIAS gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger", seien im Alltag vor allem verbaler Gewalt ausgesetzt. Zu den Entgleisungen von Mitschüler*innen gehörten unter anderem: “Ab nach Auschwitz!” und “Hinter den meisten Kriegen stehen die Juden”.
Herausforderung für Lehrer*innen
Nach Ansicht von Marcus Meier, dem Geschäftsführer der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, ist das alles nur “die Spitze des Eisberges”. Seit dem vergangenen Oktober hätte Antisemitismus in seiner “Massivität und Aggressivität” stark zugenommen.
- “Wir bekommen von Lehrer*innen die Rückmeldung, dass es vielerorts Probleme mit Antisemitismus gibt”, so Meier.
- Für die Pädagog*innen sei dies eine “riesige Herausforderung”, für die sie sich vielfach nicht ausreichend gerüstet fühlten.
Bedarf an Antisemitismus-Workshops steigt
Die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit leistet seit Jahren Aufklärungsarbeit in Form von Workshops, unter anderem dem langfristigen NRW-Modellprojekt “Step by Step auf dem Weg in die demokratische Schulkultur”.
- Der Bedarf an Antisemitismus-Workshops sei riesig und wachse stetig, sagt Geschäftsführer Meier.
- Angesichts der vielen Anfragen müsste der Verein seine Personaldecke eigentlich aufstocken.
- Das Problem dabei: Die Finanzierung von der Bundes- und Landeszentrale für politische Bildung “ist nur bis einschließlich 2024 gesichert”.
Oft zu wenig Wissen über Nahostkonflikt
Weil Lehrkräfte oft zu wenig Wissen über den Nahostkonflikt mitbrächten, stelle das NRW-Schulministerium seit Kurzem Unterrichtsmaterial und Webinare zur Verfügung, berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger". Überdies arbeite die Politik derzeit an Leitlinien für den Umgang mit Antisemitismus.
- Zudem wolle sich Schulministerin Dorothee Feller (CDU) in Kürze mit Vertreter*innen christlich-jüdischer Gesellschaften treffen, um “weiteren Unterstützungsbedarf” zu erörtern.
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