Manche schätzen die gewachsene Vielfalt des ehemaligen Rotlichtviertels, andere wünschen sich ein aufpoliertes Flair: Die unterschwelligen Konflikte von Alteingesessenen und Zugezogenen kamen in einer Podiumsdiskussion deutlich zu Tage.

Im Überblick:

  • Bei einer Podiumsdiskussion ging es um die Frage, wie die Zukunft des Eigelstein-Viertels aussehen sollte.
  • Eine Teilnehmerin brachte den unterschwelligen Konflikt auf den Punkt: Die Alteingesessenen entsprechen nicht den Vorstellungen der neu Zugezogenen.
  • Zur Veranstaltung in St. Ursula hatten die Uni Köln, der Kölner Presseclub, die Melanchthon-Akademie und die Pfarrgemeinde St. Agnes geladen.

Vielfalt des Quartiers bewahren

Das traditionell von türkischen Restaurants geprägte Viertel rund um den Eigelstein befindet sich seit Jahren im Umbruch. Und mit diesem habe eine Spaltung der Bewohner*innen in zwei grobe Gruppen eingesetzt, befand die Politikerin und Psychologin Lale Akgün gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger.

"Die Alteingesessenen entsprechen nicht den Vorstellungen der neu Zugezogenen."

Während nach Akgüns Ansicht die gewachsene Vielfalt und Dichte eines urbanen Quartiers erhalten bleiben sollte, wünschten sich neu Zugezogene ein poliertes “internationales Flair”.

Viertel mit fantastischen Chancen

Zu Wort meldete sich bei der Diskussion auch Wolf-Dietrich Bukow, emeritierter Professor für Kultur- und Erziehungssoziologie. Das Ideal eines urbanen Quartiers sei eine "eigene kleine Stadt" der kurzen Wege, die Arbeiten, Wohnen und Versorgung zugleich ermögliche. Dem Eigelstein attestierte er "fantastische Chancen". Hingegen machte die Sozialdezernentin der Stadt Dinslaken, Tagrid Yousef, ein grundlegendes Problem aus:

In vielen Kommunen mangele es daran, mit den Menschen, die im jeweiligen Quartier leben, "auf Augenhöhe zu sprechen."

Die Vorgeschichte

Das Eigelstein-Viertel war 1989 zum Sanierungsgebiet erklärt worden. Nachdem dessen Sanierung 2012 abgeschlossen war, zog es zunehmend Investoren und eine anspruchsvollere Wohnklientel an. Mit der Sanierung endete zugleich die Mietpreisbremse.

  • 2021 entschied sich die Stadt Köln für eine weitgehende Verkehrsberuhigung zwischen Eigelsteintorburg und Bahnüberführung. Geschäftsinhaber klagten daraufhin über Umsatzeinbußen.
  • Im selben Jahr richtete der Bürgerverein einen "Hilferuf" an die Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. Darin sprachen 235 Unterzeichner*innen von einer "unkontrollierten Abwärtsentwicklung" im Viertel.
  • Die Verfasser*innen beklagten sich über die "stetig steigende Zahl der Grillrestaurants" und deren Abfälle, eine "schwindende Vielfalt der Geschäfte" sowie über die "Missachtung von Tempolimits und Parkregeln".

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