Die Kölner Band Miljö bei ihrem Auftritt in den Sartory Sälen. (Foto: Fabian Linn)

Hunderte Auftritte absolvieren Kölner Bands während der Karnevalssession. Mit dem Bus fahren sie von Auftritt zu Auftritt. Alles ist auf die Minute geplant. Wir haben die Band Miljö an einem für sie normalen Abend begleitet. Ein Blick hinter die Kulissen.

Im Überblick:

  • Kölner Bands touren während der Karnevalssession von Location zu Location – stehen hunderte Male auf der Bühne.
  • Im Bus zur Location, Aufbau, Auftritt, Abbau, im Bus zur nächsten Location: Ein stressiger Alltag, der auf die Minute genau geplant werden muss.
  • Wir haben die Band Miljö begleitet und mit ihnen über Fehler, Unterschiede beim Publikum und Gänsehaut gesprochen.

Stress sieht anders aus – noch. Simon, Daniel, Max, Nils und Sven stehen vor dem Eingang des Pullman Hotels in der Kölner Innenstadt. Unterhalten sich, machen Witze. Es ist 18.45 Uhr, in einer halben Stunde geht es los – mit den Auftritten und dem Stress für die Band.

  • Rund 200 Auftritte spielen Miljö pro Karnevalssession. Das sei vor allem herausfordernd, wenn die Session so kurz ist wie in diesem Jahr.
  • In sechs Locations spielt die Band an diesem Abend: Der erste Auftritt beginnt um 19:15 Uhr, der letzte endet um 01:30 Uhr – dazwischen liegen insgesamt rund 25 Kilometer, die Miljö mit ihrem Bus zurücklegen müssen.

Technische Probleme und überraschende Momente

Die Band ist eingespielt, die Crew genauso. 19.50 Uhr Abfahrt am Pullman Hotel. 20.30 Uhr Auftritt im Theater am Tanzbrunnen. Instrumente ausladen, aufbauen, auftreten, abbauen, einladen – weiter geht´s zur nächsten Location. Und was, wenn mal was schiefgeht? "Meistens sind es technische Probleme", sagt Schlagzeuger Simon. Die seien schnell behoben, das Publikum bekomme davon meist nichts mit. "Mir reißt zum Beispiel regelmäßig eine Gitarrensaite", so Frontmann Nils lachend. Dafür habe er ein bis zwei Ersatzgitarren dabei.

Aber es geht auch gravierender:

  • "Letztens ist eine Frau aus dem Publikum blöderweise genau auf ein Kabel gefallen, wodurch es rausgezogen wurde. Dadurch hatten wir mitten im Set keinen Beat mehr, weil das Schlagzeug plötzlich nicht mehr richtig zu hören war", sagt Nils.
  • Schlimm? Könnte es sein. Aber das Publikum habe die Situation gerettet. "Die Leute haben einfach laut mitgesungen und das, was wir nicht mehr geben konnten, mit ihren Stimmen ersetzt. Das war ein sehr schöner Moment", so Nils.

Frauen feierwütiger als Männer?

Es ist 21:10 Uhr. Die ersten beiden Auftritte sind vorbei – ohne Zwischenfälle. Der Bandbus hat gerade vor der Lanxess-Arena gehalten. Lampenfieber? Nein. Nur ein bisschen Aufregung bei der Lachenden Kölnarena: "Die ist immer absolute Gänsehaut", sagt Frontmann Nils. "Tausende Menschen singen unsere Lieder mit, das kriegt mich jedes Mal." Kleine Locations, große Hallen, Herren- oder Damensitzungen. Wie sind die Unterschiede beim Publikum?

  • "Die können groß sein. Die Männer muss man bei den Herrensitzungen erstmal von den Stühlen holen, das ist manchmal erst bei der Zugabe der Fall. Bei den Damensitzungen stehen die Frauen meistens schon auf den Bierbänken, wenn wir reinkommen. Die sind feierwütiger", sagt Schlagzeuger Simon.
  • Und bei Events für Kinder? "Wenn sie während der Show auf die Bühne dürfen, dann herrscht Anarchie", so Simon lachend. "Ich habe neben meinem Schlagzeug einen Köcher mit Ersatz-Sticks drin und daran haben sich die Kids letztens einfach wild dran bedient und mit aufs Schlagzeug gehauen."

Wenn der Veranstalter falsch plant

Es ist 23.30 Uhr, der Auftritt in der Halle Tor 2 in Köln-Vogelsang gerade vorbei. Weiter geht´s zu den Sartory Sälen – oder? Das Handy klingelt. "Die wollen gerne, dass wir schon jetzt in der Flora auftreten", sagt Bassist Max. Wohl ein Fehler in der Planung des Veranstalters. "Wir sind froh, wenn wir es überhaupt pünktlich wie geplant um 01:00 Uhr schaffen", sagt er.

Also weiter geht´s, ohne Planänderung, schnell zu den Sartory Sälen. Jede Minute zählt. Instrumente ausladen, aufbauen, auftreten, abbauen, einladen, weiterfahren. Um kurz vor 01:00 sind Miljö an der Flora – Punktlandung. Der letzte Auftritt. Um 1:30 Uhr ist es geschafft, Feierabend. Und das erste Bier des Abend wird geöffnet.

Fazit:

Der Alltag einer kölschen Band während Karneval ist definitiv anstrengend – auch wenn Miljö sich daran gewöhnt haben. "Am Ende des Abends ist man trotz Gewohnheit erschöpft und merkt die Anstrengung im Körper", sagt Daniel, der das Akkordeon spielt. Aber sie seien dankbar, diesen Job machen zu dürfen. Zumal sie so den Karneval viel mehr erleben als früher: "Ich war, bevor wir Musik gemacht haben, noch nie auf einer Karnevalssitzung", sagt Max. Nur das gemeinsame Feiern mit Freunden fehle. Dafür bleibe Rosenmontag und Veilchendienstag Zeit, "wobei wir meistens so fertig von der Session sind, dass da auch nicht mehr viel geht", sagt Nils lachend.

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