Das Kölner Dreigestirn zieht nach der ersten Hälfte der Session Bilanz. (Foto: Festkomitee Kölner Karneval)

Miljö in der soköln.-Redaktion: Die Band entscheidet, welche Themen ihr lest. Das Thema "Frauen im Karneval" liegt den fünf Jungs besonders am Herzen. Denn schon immer war der Karneval in Köln eine Männerdomäne. Aber der Ruf nach Gleichberechtigung ist in den letzten Jahren lauter geworden. Frauen in Führungsrollen oder gar als Teil des Dreigestirns – ist der Karneval bereit für diesen Wandel?

Im Überblick:

  • Von Männern dominiert: Frauen sind im Kölner Karneval oft nur in Nebenrollen vertreten.
  • Debatten, ob Frauen in Zukunft eine aktivere Rolle im Dreigestirn spielen könnten, haben in den letzten Jahren zugenommen.
  • Die Karnevalskultur steht vor der Herausforderung, Traditionen neu zu interpretieren. Doch der Widerstand ist groß.

Frauen im Kölner Karneval? Eher Beiwerk

Der Kölner Karneval ist bis heute meist Männersache. Bis in die 1970er Jahre war es Frauen sogar verboten, am Rosenmontagszug teilzunehmen. Sänger Peter Brings hat die Situation in einem Gastbeitrag im "WDR" so zusammengefasst:

  • "Karneval ist ein großes Geschäft in der Stadt und Geschäfte machen die Männer immer noch am liebsten unter sich aus. (…) Frauen finden (fast) nur als Tanzmariechen statt. Oder hinter der Bühne als Kellnerin für den Elferrat. Auf der Bühne sieht's aber mau aus."

Und tatsächlich scheint er nicht unrecht zu haben. Schaut man die Strukturen der Karnevalsvereine genauer an, fällt auf:

  • Bei den neun Traditionscorps, also den Kölner Karnevalsgesellschaften, die in Persiflage-Soldatenuniformen auftreten, dürfen Frauen noch nicht mal vollständiges Mitglied werden – sie dürfen höchstens dem Förder-Stammtisch angehören.
  • Der Elferrat, der die Karnevalssitzungen eines Vereins organisiert, besteht ebenfalls ausschließlich aus männlichen Mitgliedern.
  • Ausnahme bei den Roten Funken: Laut Satzung wird der jeweilige Oberbürgermeister Kölns automatisch Mitglied – das war 2016 mit Henriette Reker erstmals eine Frau, die Aufnahme plötzlich kein Problem. An der grundsätzlichen Struktur hat das aber nichts geändert, alle anderen Frauen werden weiterhin nicht zugelassen.
Roten Funken sind das älteste Traditionscorps
Die Roten Funken sind das älteste Traditionscorps der Stadt, hier können nur Männer Mitglieder werden.

Die Debatte um Frauen im Dreigestirn

Das Kölner Dreigestirn, das offizielle Regent über das närrische Volk, wird traditionell von Männern verkörpert. Frauen? Bislang Fehlanzeige. Prinz, Bauer und selbst die Jungfrau wird von einem Mann in Frauenkleidung dargestellt.

  • Nur 1938/39, unter der Vorherrschaft der Nationalsozialisten, durften keine Männer in Frauenkleidung auftreten. Die Jungfrau wurde kurzfristig und einmalig weiblich besetzt.
  • Bis zur NS-Zeit gab es auch keine weiblichen Tanzmariechen. Nationalsozialisten setzen durch, dass Tanzmariechen fortan ausschließlich junge Frauen sein sollten – eine Regelung, die bis heute fortbesteht.

Die Debatte, ob Frauen in Zukunft eine aktivere Rolle im Dreigestirn spielen könnten, wurde zuletzt durch Kölns Oberbürgermeisterin angefeuert.

  • "Der Karneval ist ja eine Männerdomäne und zuweilen ist das schon surreal, wenn man so sieht, wer da aufmarschiert", sagte Henriette Reker im WDR-Podcast "Im Herzen Jeck".

Damit rückte sie das Thema wieder in den Fokus. Und tatsächlich scheinen sich die Kölner KGs, die Karnevalsgesellschaften, mit der Frage auseinanderzusetzen.

Henriette Reker beim Kölner Rosenmontagszug 2020 beim Traditionskorps Roten Funken
Henriette Reker ist beim Kölner Rosenmontagszug 2020 beim Traditionskorps Roten Funken mitgefahren (Foto: Imago / Future Image).

Festkomitee: Zum Geschlecht des Kölner Dreigestirns gibt es keine Vorgaben

Das Festkomitee Kölner Karneval, das das Dreigestirn auswählt, stellt sich die Frage hingegen nicht. Jede und jeder kann prinzipiell die wohl bekanntesten Figuren im Kölner Karneval verkörpern. Zumindest in der Theorie.

  • "Zum Geschlecht des Kölner Dreigestirns gibt es in unserer Satzung keine Vorgaben", erklärt eine Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval bei "Merkur".
  • Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hat im "Kölner Stadt-Anzeiger" wiederholt betont: Es gebe für das Dreigestirn keine Beschränkungen bezüglich Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft.

Bewerben können sich Dreiergruppen aus den rund 80 ordentlichen Karnevalsgesellschaften, darunter auch rein weibliche oder gemischte Karnevalsgesellschaften. Danach folge ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren: Die Auswahl des Dreigestirns basiere letztlich auf den persönlichen Fähigkeiten der Bewerber*innen und nicht auf deren Geschlecht. Allerdings gäbe es bislang nur eine überschaubare Anzahl an Bewerbungen von Frauen.

Infografik Kölner Karnevalsgesellschaften

"Der Karneval ist noch nicht reif für so etwas"

Stellt sich trotzdem die Frage, ob und wann Frauen eine aktivere Rolle im Kölner Dreigestirn einnehmen werden. Widersprüchlich erscheint da eine der jüngeren Aussagen des Festkomitee-Chefs Kuckelkorn, der bei einer großen Veranstaltung der Karnevalsszene Ende August 2023 sagte:

  • "Wir sind im Karneval für alles offen. Aber auch in den gemischten Gesellschaften sehe ich nur selten eine Frau an der Spitze. Solange das so ist, ist der Karneval noch nicht reif für so etwas."

Andere Städte zeigen hingegen, wie es geht: Düsseldorf und Bonn feiern mit einem Prinzenpaar beiderlei Geschlechts. Düsseldorf hat seit 1934 ein Damenreiterkorps. In Bonn gibt es seit fast zwei Jahrhunderten ein Damenkomitee und der Vorsitz des höchsten Festausschusses wird ebenfalls von einer Frau gehalten.

Fazit

Karnevalistinnen brauchen kreative Lösungen, denn in seinem Ursprung geht es im Karneval doch genau darum: Gesellschaftliche Normen in Frage zu stellen und Autoritäten zu hinterfragen. Umso erfreulicher, dass es inzwischen vier Frauengesellschaften gibt, die dem Festkomitee angehören. Die "1. Damengarde Coeln" trägt als einzige davon sogar Uniform. Im Gespräch mit "t-online" erklären sie, dass sie im Grunde das gleiche wie die Männergarden machen würden, eben nur mit vertauschten Rollen. Bei ihren Sitzungen haben sie deshalb immer ein männliches Funkenmariechen dabei. Also wann wird es auch in Köln endlich eine Prinzin geben? Wir hoffen: Sehr bald!

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