Bernd Lehnert macht atemberaubende Drohnenbilder von Köln. Wir haben mit ihm ein Gespräch über seine Motivation, Privatsphäre und die Vor- und Nachteile von Social Media in der (Drohnen)-fotografie gesprochen.

Im Überblick:

  • Bernd Lehnert kam Ende der 90er in Kontakt mit der Fotografie.
  • Er nahm ein Studium zum Dipl. Photoingenieur auf und ist mittlerweile seit über 20 Jahren selbstständiger Fotograf.
  • Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Event-, Business-, Immobilien- & Drohnenfotografie.

Was hat dein Interesse an der Fotografie und speziell der Drohnenfotografie geweckt? Übst du die Tätigkeit hauptberuflich aus?

"Ich bin seit über 20 Jahren (Event-)Fotograf und bin in die Fotografie "reingerutscht“, weil ich Photoingenieurwesen studiert habe und dann einmal für einen Fotografen-Kommilitonen bei einem Job eingesprungen bin, was super geklappt hat und dann dadurch erste Kontakte kamen.

Es ist fantastisch, wie sehr man mit einer Kamera gestalten kann und das geht auch in großem Maße mit einigen Drohnen. Zu den Drohnen kam ich übrigens durch Corona, da es für mich auf einmal (fast) nichts mehr zu tun gab. Deshalb habe ich die Zeit genutzt, um gerade auch für Events und Immobilien mit Drohnen fit zu werden. Drohnen ermöglichen völlig neue Möglichkeiten, da sie, wenn es nicht allzu windig ist, wie ein Stativ sind, was ich überall (also auch mal 100 Meter hoch) hinstellen kann. Das bringt gerade bei stimmungsvollen Licht wie zur Dämmerung ganz wunderbare Vorteile.

Mittlerweile setzte ich Drohnen bei vielen meiner Jobs ein, aber hauptberuflich bin ich Fotograf."

Köln bietet eine beeindruckende Kulisse mit seinen Sehenswürdigkeiten und dem Rhein. Welches ist dein Lieblingsmotiv? Und welches kannst du mittlerweile nicht mehr sehen? 

"Ich liebe das Schokoladenmuseum vor allem mit dem Riesenrad und natürlich den Dom. Aber bis vor einigen Monaten wurde da das Licht aufgrund der Energiekrise ja nicht mehr angeschaltet und das fand ich furchtbar. Egal wo ich am Rhein mit der Drohne fotografiert hatte, stand der unbeleuchtete Dom im Hintergrund, zumindest in Sonnenuntergangsrichtung. Ich hatte dann irgendwann keine Lust mehr auf Drohnenfotos mit dem Dom. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass diese Phase überstanden ist."

Drohnenaufnahme Schokoladenmuseum
Seine liebste Aufnahme: Das Schokoladenmuseum bei Nacht (Foto: Bernd Lehnert)

Wie gehst du mit dem Punkt Privatsphäre und Sicherheit um? Gibt es besondere Richtlinien und Vorgaben, die man als Drohnenfotograf einhalten muss? 

"Ja, es gibt sehr viele Richtlinien und Regeln und es ist im Vorfeld auch etwas Aufwand, alles vorab zu klären und alle Genehmigungen zu bekommen. Durch eine kostenpflichtige Sondergenehmigung des Landes NRW darf ich als gewerblicher Flieger aber auch offiziell an Rhein, Bahnschienen und über Wohngebieten fliegen. Meistens müssen die Genehmigungen ein paar Tage bis zwei Wochen vorher eingeholt werden, vor dem Flug selber z.B. am Rhein in Köln muss noch einmal die Flugsicherung um OK gebeten und die Wasserschutzpolizei informiert werden. Und nach dem Flug muss alles noch für eventuell spätere Rückfragen protokolliert werden. 

Auch bei der Privatsphäre gibt es Regeln: Die Privatsphäre von Unbeteiligten muss gewahrt werden, d.h. wenn ich Immobilien vom Nachbargrundstück aus fotografiere, darf ich das nicht mit aufnehmen, bzw. im Nachgang müssen angrenzende Grundstücke unkenntlich gemacht werden, wenn es bei der Aufnahme nicht anders möglich ist. Bei den Stadtansichten, die ich häufig aufnehme, ist das etwas entspannter, denn wenn ich nicht gerade dicht vor einem Fenster fliege, sind durch die Weitwinkelobjektive der meisten Drohnen, keine Details in Fenstern zu erkennen und wenn ich Stadtteile aufnehme aufnehme, orientiere ich mich an Google: wenn ich da einen Pool oder etwas vom Grundstück erkenne, ist es in meinen Fotos sicher auch OK.

Auch wenn Personen auf den Fotos zu sehen sind, ab ca. 30 Metern Höhe ist es schon sehr schwer zu erkennen, ob Frau oder Mann und schon gar nicht wer es ist. Und bei größeren Entfernungen erkennt man dann maximal noch, dass da jemand ist. Außerdem versuche ich den Überflug von unbeteiligten Menschen auch mit meiner kleinen Drohne zu vermeiden, Menschenmassen sind sowieso tabu, ich versuche dann immer über umliegende Dächer zu fliegen und auch meine Fotos von da aus zu machen.

Es gibt also eine ganze Menge an Vorgaben und Regeln, an die ich mich halten muss, denn das Drohnenfliegen ist ja sowieso schon sehr stark eingeschränkt und das wird durch schwarze Schafe auch nicht besser."

Die sozialen Medien sind heute ein wichtiger Kanal für Fotografen. Wie nutzt du Instagram für deinen Beruf und siehst du darin auch Nachteile?

"Ich bin eher ein Muffel, was soziale Medien angeht, auch wenn ich die Bedeutung kenne und zu schätzen weiß. Instagram ist ein toller Schaukasten und ich zeige natürlich gerne Fotos, die so nicht jeder machen kann, auch wenn die Drohnenaufnahmen eigentlich nur ein kleiner Teil meines Jobs sind bzw. oft auch in meiner Freizeit stattfinden. Ich bin also auch einer der "Blender", die es da oft gibt ;-)

Aber auf der anderen Seite gibt es auf Insta auch tolle Fotos, Videos und Reels anderer Foto- und Videografen oder Künstler zu sehen und es gibt schon auch einen Austausch mit anderen Leuten, wovon ich manchmal ebenfalls profitiere. Und durch meine Fotos haben sich auch schon interessante Kontakte ergeben bzw. Türen geöffnet, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.

Ein Nachteil ist natürlich der enorme Zeitaufwand, wenn man nicht nur einmal die Woche reinschaut oder aktuelle Fotos posten will. Auch dass das Material am besten für Insta aufbereitet werden sollte, damit ich bspw. quadratische, formatfüllende Fotos posten kann, kostet etwas Zeit.

Aber das Positive überwiegt für mich definitiv, denn wenn es vor knapp drei Jahren nicht die Motivation gegeben hätte, meine Drohnenfotos zu zeigen und immer wieder neuen Content zu haben (und nicht nur die alten Domfotos mit Gerüst am Turm), dann hätte ich heute nicht den sicheren, selbstverständlichen Umgang mit der Organisation der Drohnenflüge oder auch der Bedienung der Drohnen bzw. der Bearbeitungssoftware."

Danke, Bernd, für das Interview! Auf seiner Website sowie auf Instagram könnt ihr euch seine tollen Fotos anschauen.

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