Er leitet das Projekt "Housing First Köln“, ist stv. Geschäftsführer des Vringstreff e.V. in Köln und lehrt an der Hochschule Düsseldorf im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften: Dr. Kai Hauprich.

Im Überblick:

  • Obdachlose erhalten durch Housing First Köln wieder ein Zuhause, mit echtem eigenem Mietvertrag – ohne Vorbedingungen, aber mit allen Rechten und Pflichten.
  • Im Anschluss werden ihnen weiterführende, professionelle Hilfen angeboten.
  • Der Kölner Vringstreff hat in drei Jahren 15 Menschen aus der Obdachlosigkeit in ein festes Mietverhältnis gebracht.

1. Sie sagen, es geht bei Housing First "um eine Verbesserung der Lebenssituation – ohne Druck und Zwang“ – warum ist es nicht zielführend, allen Obdachlosen "einfach“ eine Wohnung zu besorgen?

Housing First bedeutet nicht "Housing Only“. Ziel ist es, den Menschen ausgehend von der Sicherheit des neuen Zuhauses alle Unterstützungen anzubieten, die sie sich wünschen, um wieder in ein stabiles und zufriedenstellendes Leben zu finden, das auch ihren eigenen Vorstellungen entspricht.

Für manche Menschen genügt bereits die Hilfe, eine Wohnung zu finden. Für andere Menschen kann es (noch) zu viel Selbstverantwortung bedeuten, den Alltag in einer eigenen Wohnung zu gestalten, oder auch schwierig sein, mit dem Alleinsein klarzukommen.

Housing First ist nicht für jeden Menschen das passende Konzept. Es kommt auf die Person an, ihre Lebenssituation und ihre individuellen Wünsche."

Frierende obdachlose Frau
(Foto: IMAGO / CHROMORANGE)

2. Der Vringstreff hat das Housing-First-Konzept 2019 nach Köln gebracht. Was will diese Institution dieses Jahr noch in Köln erreichen?

"Wir arbeiten nicht nur weiter daran, Menschen in eine eigene Wohnung zu bringen und sie – so sie es denn wünschen – entsprechend ihrer persönlichen Vorstellungen zu begleiten.

Unser Ziel ist auch, mehr Vermieter*innen zu überzeugen, einem obdachlosen Menschen eine Chance auf ein Wohnen in Würde zu geben. Mit dem von uns mitgegründeten Bundesverband Housing First kommen wir auch deutschlandweit weiter voran."

3. Sie haben über den Themenbereich "Mediennutzung durch Obdachlose“ Ihre Doktorarbeit geschrieben. Warum sind Handys gerade für Menschen ohne festen Wohnsitz wichtig?

"Smartphones sind für wohnungslose Menschen nicht nur sehr nützlich, sondern auch wichtig als Kontaktpunkte zu ihrer Umwelt. Sie können als "mobile Notrufsäule“ genutzt werden.

Sie ermöglichen, sich auszutauschen, ohne dafür lange Wege machen zu müssen, und persönliche oder familiäre Kontakte zu pflegen. Sie dienen natürlich als Informationsquelle für den Alltag – und für Fußballreportagen, Lieblings-Podcasts und Veedelsnews."

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