Köln würde ohne seine Büdchen ein Stück Lebensqualität verlieren. Diese Auffassung vertreten offenbar viele Menschen. Denn: In Deutschland sinkt grundsätzlich die Anzahl der Kioske – in Köln allerdings nicht.
Im Überblick:
- In den vergangenen zehn Jahren verschwanden bundesweit schätzungsweise 2.500 Büdchen aus dem Straßenbild.
- In Köln dagegen ist deren Zahl seit Jahrzehnten weitgehend unverändert geblieben.
- Expert*innen machen dafür die Anpassungsfähigkeit an veränderte Kundenwünsche verantwortlich.
Köln ist Zuhause von insgesamt 780 Kiosken
Kioske und Büdchen haben in Köln Kultstatus. In Zeiten, in denen Kommunikation zumeist in sozialen Medien stattfindet, locken sie mit Heimatgefühl und Geborgenheit. “Für mich sind sie Dinge, die sich nicht verändern – eine Konstante, die ich nicht mehr missen möchte”, zitiert der "Kölner Stadt-Anzeiger" den zugezogenen Studenten Jonas Buns.
- Laut Handelsverband Deutschland (HDE) gibt es in Köln etwa 780 Büdchen, bundesweit sind es rund 22.000.
- Während die Zahl der Kioske in den zurückliegenden zehn Jahren bundesweit um schätzungsweise 2.500 zurückging, blieb sie in Köln erstaunlich stabil.
Der Kiosk als soziale Schnittstelle
Heutzutage haben Kioskbesitzer*innen mit vielerlei Konkurrenz zu kämpfen, denn Bier und Essbares gibt es mittlerweile auch an Tankstellen. Vom sogenannten "Kiosksterben" sei in den 1990er-Jahren erstmals die Rede gewesen, sagt die Kulturanthropologin Gabriele Dafft. In Köln widerstehen die Büdchen dagegen dem bundesweiten Trend.
- Marco Hemmerling, Architekturprofessor an der TH Köln, hat dafür eine Erklärung: In seinem Buch “Kiosk Parcours” bezeichnet er die Büdchen als “Schnittstelle unterschiedlicher Milieus”, an der jeder willkommen und Teil der Gemeinschaft sei.
- Nirgendwo spiegele sich die Weltoffenheit der Domstadt derart deutlich wider wie an den Kiosken der Stadt.
- “Kölnerinnen und Kölner sehen sich als tolerant, weltoffen und kommunikativ. Eigenschaften, mit denen wir auch Kioske identifizieren.”
Vom Trinkwasser zum WLAN
Die ersten Kioske an Rhein und Ruhr öffneten bereits im 19. Jahrhundert, allerdings mit einem gänzlich anderen Konzept. Sie schenkten den Arbeitern, die in der Schwerindustrie und den Zechen malochten, Trinkwasser aus. “Erst nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich durch, dass auch Zigaretten und Bier in Flaschen verkauft wurden”, sagt Dafft. Mit dem Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg habe dann der große Boom der Büdchen eingesetzt.
- Der Konkurrenz aus Supermärkten, Tankstellen und Szenebars bieten die Kioskbesitzer*innen mit Kreativität und persönlichem Service die Stirn.
- Neben Kippen und Zeitung, so Hemmerling, lockten Büdchen heutzutage “mit italienischen Kaffeespezialitäten und WLAN”.
- Der Kiosk-Experte bewertet dies als ein “klares Indiz für die Anpassungsfähigkeit der Büdchen” an sich verändernde Ansprüche.
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