Planschemalöör in der soköln.-Redaktion: Die Band entscheidet, welche Themen ihr lest. Die kölsche Tradition liegt den vier Jungs besonders am Herzen. Narrenkappe, Funkemariechen, Büttenreden – kennt ihr diese traditionellen Elemente des Karnevals?
Im Überblick:
- Köln hat mit dem Karneval seine eigene "fünfte Jahreszeit", die am 11.11. um 11:11 Uhr startet und an Aschermittwoch endet.
- Der Kölner Karneval hat eine lange Geschichte, hinter der eine ebenso lange Tradition steckt.
- Narrenkappe, Büttenrede, Karnevalssitzung: Wir haben für euch die wichtigsten Elemente des Karnevals zusammengefasst.
Kölns fünfte Jahreszeit: Das sind die Traditionen des Karnevals
Das Jahr hat vier Jahreszeiten – Frühling, Sommer, Herbst und Winter. In Köln wird der Kalender allerdings neu geschrieben: Nach Winter, Frühling, Sommer und Herbst kommt in Köln die närrische Zeit. Kölns fünfte Jahreszeit beginnt traditionell am 11.11. um 11:11 Uhr und endet an Aschermittwoch.
Der Karneval ist allerdings mehr als Feiern, Schunkeln und Trinken. Er ist geprägt von jahrhundertelangen Traditionen. Wir haben euch einen kleinen Guide mit den wichtigsten Bedeutungen zusammengestellt:
Die erste Karnevalsgesellschaft
Die "Grosse von 1823" Karnevalsgesellschaft e.V. gilt als eine der ältesten und prestigeträchtigsten Karnevalsgesellschaften in Köln.
- Gegründet wurde sie im Jahr 1823 und seither steht sie für die Bewahrung traditioneller Karnevalsbräuche und Innovationen im Karneval.
- Sie ist die Muttergesellschaft vieler anderer bedeutender Karnevalsgesellschaften in Köln – wie beispielsweise der "Großen Allgemeinen KG", der "Großen Kölner KG" oder der KG "Kölsche Narren Gilde".
Narrenkappen
Zur Tradition der Karnevalsgesellschaften und -vereinen gehören verschiedene Symboliken, die Zugehörigkeit und Anerkennung repräsentieren. Darunter die Narrenkappen: Jede Karnevalsgesellschaft in Köln hat ihre eigenen, bunten Mützen mit individuellem Design.
- Entstehung: Ursprünglich war die Narrenkappe eine einfache Kopfbedeckung, die im Mittelalter getragen wurde. Im 19. Jahrhundert wurde die Narrenkappe mit Hahnenkamm zu einem festen Bestandteil des Kölner Karnevals. Die Intention war es, die Narren leichter identifizierbar zu machen.
- Bedeutung: Die Narrenkappe symbolisiert die Umkehrung der normalen Ordnung – gesellschaftliche Normen und Regeln sollen während des Karnevals vorübergehend außer Kraft gesetzt werden.
Karnevalsorden
Orden sind im Kölner Karneval kein einfaches Schmuckstück – sie werden als Zeichen der Ehrung im Karneval traditionell an Karnevalist*innen vergeben, die sich aktiv im oder für den Karneval beteiligen und engagieren. Die Verleihung der Orden ist oft Höhepunkt bei den Karnevalssitzungen. Dafür werden jedes Jahr neue Orden entworfen.
Karnevalssitzungen
Während der gesamten Karnevalszeit finden Karnevalssitzungen statt, die unter anderem von den Karnevalsvereinen und dem Festkomitee organisiert werden.
- Entstehung: In 1823, als auch das Festkomitee Kölner Karneval gegründet wurde, traf man sich regelmäßig in Versammlungen, um sich auf den Karnevalszug vorzubereiten. Dazu gehörten auch damals schon Musik, Getränke und sowohl ernste als auch humorvolle Reden.
- Mittlerweile gibt es in Köln für jede Altersgruppe verschiedene Veranstaltungen: Kindersitzung, Seniorensitzung, Mädchensitzung, Herrensitzung, Prunksitzung.
- Eine der bekanntesten Karnevalsveranstaltungen ist die Lachende Kölnarena in der Lanxess-Arena mit insgesamt etwa 130.000 Besucher*innen in einer Session.
Büttenreden
Büttenreden sind das Herzstück vieler Karnevalssitzungen. Hier werden aktuelle gesellschaftliche und politische Themen auf humorvolle Weise aufgegriffen. Die Redner*innen, stehend auf der "Bütt" (einem Fass ähnlichen Vortragspult), bringen mit Witz und Charme das Publikum zum Lachen.
- Seinen Ursprung hat die Büttenrede im 19. Jahrhundert, als der organisierte Karneval seinen Lauf nahm, um die damaligen Zustände zu kommentieren.
- Neben der Unterhaltung haben die Büttenreden also auch einen tieferen Sinn: Sie zeigen auf, was in der Gesellschaft schief läuft und wollen zum Nachdenken anregen.
- Die Texte der Büttenredner*innen sind oft in Reimform und Mundart gehalten, beispielsweise auf Kölsch.
Funkemariechen
Auch die Funkemariechen sind ein fester Bestandteil der Karnevalssitzungen, die kostümiert in Gruppen auftreten und Tänze und Akrobatik zeigen. Ursprünglich wurden die Funkemariechen von Männern dargestellt – die Funken waren bis zum Einmarsch der französischen Truppen im Jahr 1794 die Stadtsoldaten in Köln.
- Nach dem Abzug der Franzosen gründeten die Roten Funken im Jahr 1823 den ersten Karnevalsverein, der eine karnevalistische Garde aufstellte.
- Die Funkemariechen waren allerdings nur bis 1938 männlich: Durch einen Erlass der NSDAP musste das Funkemariechen durch eine Frau dargestellt werden, aus Angst vor Homosexualität. Bis heute ist die traditionelle Figur im Kölner Karneval weiblich.
Die Umzüge – so kam der Karneval in Bewegung
Die Karnevalsumzüge, allen voran der legendäre Rosenmontagszug, sind quasi das Aushängeschild des Kölner Karnevals. Auch diese sind traditionsreich und durchlebten viele Veränderungen.
- Während des Ersten Koalitionskrieges in 1794, verboten die französischen Behörden in Köln den Karneval inklusive Umzügen und weiterer Feierlichkeiten.
- Auch nach der Aufhebung des Verbots 1801 gab es strenge Vorschriften – so musste man sich beispielsweise für das Maskieren eine Erlaubnis einholen.
- Trotz dieser Einschränkungen lebte der Karneval wieder auf. 1823 wurde in Köln der erste Rosenmontagszug unter dem Motto "Der Cölsche Held Carneval" veranstaltet. Dieser führte letztendlich zur regelmäßigen Durchführung des Zuges.
Kamelle und Strüßje
Es ist Tradition, während der Karnevalszüge Kamelle (Süßigkeiten) zu werfen und Bützje (Küsschen) und Strüßje (Blumensträuße) zu verteilen.
- Bützje: Ein Ausdruck von Freude und Verbundenheit in der Karnevalszeit.
- Strüßje: Das Verteilen der kleinen Blumensträuße ist ebenso als Kompliment zu sehen – für das Überreichen eines Strüßjes bekommt man gerne ein Bützje zurück.
- Kamelle: Der Brauch, Kamelle während des Zuges zu werfen, hat eine lange Tradition, die bis zur Karnevalsreform von 1823 zurückreicht.
- Ursprünglich war es der Prinz, der auf einem Triumphwagen in die Stadt einzog und Geschenke verteilte.
- Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Sitte weiter, sodass auch andere Teilnehmer*innen des Zugs Kamelle in die Menge warfen.
"D'r Zoch kütt": So ist der Rosenmontagszug heute
Der heutige Rosenmontagszug ist traditionell und modern zugleich: Verschiedene Karnevalsgesellschaften und Vereine, begleitet von Tanzgruppen, Traditionskorps in ihren Uniformen, Reiterkorps, prachtvollen Kutschen und Wagen sowie zahlreichen Kapellen, ziehen durch Kölns Straßen. Dabei schauen ihnen Hunderttausende kostümierte Jecke zu.
- Der Zug ist berühmt für seine Persiflagewagen, auf denen aktuelle und populäre Themen aus Politik, Sport, Wirtschaft und Stadtleben auf satirische Weise dargestellt werden – das jährliche Sessionsmotto wird in den gesamten Zug eingebunden.
- Highlight des Rosenmontagszuges ist der Auftritt des Dreigestirns, bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau, das traditionell am Rosenmontag seinen letzten großen Auftritt in der Session hat.
Weitere, traditionsreiche Züge in Köln
- Der "Weiberfastelovendszoch" an Weiberfastnacht feiert die die Legende von "Jan un Griet" durch ein Historienspiel und einen Umzug.
- Der Sternmarsch der Veedelsvereine ist ein nächtlicher Umzug am Karnevalsfreitag in Köln, bei dem 44 lokale Vereine aus verschiedenen Startpunkten zum Alter Markt ziehen.
- Der Geisterzug findet am Samstagabend vor Weiberfastnacht statt und greift politisch aktuelle Themen auf – die Tradition reicht bis ins Jahr 1860 zurück, er wurde jedoch während des Ersten Weltkriegs verboten.
- 1991 feierte er seine Wiedergeburt: Als wegen des zweiten Golfkriegs der Rosenmontagszug abgesagt wurde, wurde der Geisterzug als Anti-Kriegs-Demo wieder ins Leben gerufen. Demonstranten und Karnevalisten zogen gemeinsam durch die Kölner Innenstadt – ohne Kamelle und Strüßjer. So ist es bis heute geblieben.
- Während der "Schull- un Veedelszöch" ziehen Kölner Schulen, lokalen Vereine und Gruppen an Karnevalssonntag durch die Stadt. Die "besten" Gruppen dürfen beim Rosenmontagszug mitlaufen, bewertet werden sie von einer 30-köpfigen Jury. Daneben ziehen von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch verschiedene Züge durch die Kölner Veedel.
Fazit:
Eine gehörige Ladung Karnevals-Wissen: Wie ihr die fünfte Jahreszeit in Köln zelebriert, ist euch natürlich selbst überlassen. Denkt nur daran, Karneval ist mehr als nur Feiern und Trinken – er steckt voller Traditionen und einer langen Geschichte, die es uns erst ermöglicht, den Karneval so zu leben, wie er heute ist.
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